Anfang der 1960er Jahre, auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges, verabschiedete die Bundesregierung im Rahmen der Notstandsgesetzgebung das sogenannte Schutzraumbaugesetz. Dieses trat am 9. September 1965 durch Beschluss des Deutschen Bundestages in Kraft. Ziel des Gesetzes war es, öffentliche Einrichtungen baulich so abzusichern, dass ihre Funktionsfähigkeit auch während möglicher Kampfhandlungen im Rahmen der Zivilverteidigungsplanung erhalten bleiben konnten.
Auch die Deutsche Bundesbank und die Landeszentralbanken fielen unter diese Regelung. ihnen waren in den Wirtschaftssicherstellungsgesetzen (Teil der Notstandsgesetze) spezifische Aufgaben in der Notfallplanung zugewiesen worden. Die Versorgung der Bevölkerung mit Bargeld und die Stabilität des Finanzsystems galten als kritische Infrastruktur. Um diese Aufgaben erfüllen zu können, plante man bundesweit mehrere Schutzbauten, darunter auch den späteren Atomschutzbunker “Mittelpunktschule Satzvey – Los 2”. Der Neubau der Mittelpunktschule in Satzvey bot den Planern die Ideale Grundlage zum Bau eines Atomschutzbunkers in dieser Größe. Ebenso war die Lage des Ortes Satzvey sehr gut geeignet um unauffällig das Bauwerk zu errichten. Während der Bauzeit hatte die Geheimhaltung oberste Priorität. Sogar der Ort wurde nach "Steinfurt in der Eifel" verlegt. Von 1966 bis 1969 entstand auf einer Fläche von rund 2.500 Quadratmetern eine Bunkeranlage mit 72 Räumen, die ausreichend Platz bot, um in einem Krisenfall mehrere Dutzend Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Landeszentralbank aufzunehmen. Der Schutzraum wurde mit der zur damaligen Zeit modernsten Technik im Bunkerbau ausgerüstet und setzte in vielen Details neue Maßstäbe. Die Bunkeranlage blieb nach ihrer Fertigstellung bis 1990 im Standby-Betrieb. In dieser Zeit erfolgten regelmäßige Wartungen, technische Modernisierungen und Probeläufe, um im Bedarfsfall sofort einsatzbereit zu sein. Im Zuge der politischen Wende und der Wiedervereinigung Deutschlands verloren viele Schutzbauprojekte ihre ursprüngliche Notwendigkeit.
Die Wendejahre führten zu einer Neubewertung der zivilen Sicherheitsarchitektur.
Die unmittelbare nukleare Bedrohung schien vorerst gebannt. Im Herbst 1990 wurde die Schutzanlage durch die Landeszentralbank außer Dienst gestellt und an die Stadt Mechernich übergeben. Eine wirtschaftliche Nachnutzung schien nicht realisierbar.
Aus Sicherheits- und Haftungsgründen wurde die Anlage verschlossen und blieb für mehr als zwei Jahrzehnte ungenutzt.
Seit 2012 präsentiert sich der Bunker Satzvey als Teil der Bunker-Dokumentationsstätten (Regierungsbunker Ahrweiler, Bunker der Landesregierung NRW in Urft).
Besucherinnen und Besucher können im Rahmen von Führungen, Schulprojekten und Sonderveranstaltungen die historische Schutzanlage erkunden. Unter anderem Erfahren unsere Besucher etwas über eine geheime Währung der Bundesrepublik Deutschland.
Die heutige Dokumentationsstätte Bunker Satzvey zählt zu den wenigen erhaltenen Schutzanlagen jener Epoche. Sie leistet einen wichtigen Beitrag zur Aufarbeitung und Vermittlung eines bislang wenig beachteten Kapitels deutscher Nachkriegsgeschichte.
Die Kombination aus originaler Bunkerarchitektur, historischen Exponaten und multimedialen Elementen macht den Bunker Satzvey zu einem bedeutsamen Ort des Erinnerns und der Bildung über das Thema Zivilschutz und Wirtschaftssicherstellung im Kalten Krieg.